Ibisschnabel und das Purpurhähnchen
6:30 Uhr Frühstück
6:45 Uhr Aufbruch
Der Stausee
Fahrt zu dem unterhalb des Observatoriums liegenden Almaty-Stausee. Der Stausee versorgt die Stadt Almaty mit Trinkwasser. An der Staumauer gewahren wir der vielen Mehlschwalben und einen Trupp Rotstirngirlitze. Wir laufen einen Uferweg entlang und begegnen wieder einem sehr unkooperativen Blaukopfrotschwanz.
Ibisschnabel [Ibidorhyncha struthersii]
Unten in der Auffüllzone am Schlick entdecken wir 3 Ibisschnäbel. Ibisschnäbel sind eine relativ große Limikolenart (Watvögel), nicht ganz so groß wie der Große Brachvogel. Diese Art ist beheimatet im Zentralasiatischen Raum, sehr selten und kann, wenn überhaupt nur in Kiesbänken an Flüssen und Bächen, oder wie hier an der Zuflusszone des Stausees beobachtet werden. Diese Ibisschnäbel stehen in großer Entfernung mehr oder weniger rum. Wir laufen am Ufer etwas abwärts und sehen noch einmal Waldschneegimpel, Rotstirngirlitze und einem sehr kooperativen Sprosserrotschwanz.
Die weitere Suche nach dem Purpurhähnchen
Vom Stausee kommend versuchen wir in den Matten nochmal das Purpurhähnchen zu entdecken. Die Suche war bisher für fast alle Mitreisenden (bis auf einen) negativ ausgefallen.
Ich versuche etwas Neues und steige bergan über die Matten, über ein Geröllfeld mittlerer Höhe, bis ich eine kleine mit Gras bewachsene Stelle, unweit einiger Wacholdersträucher, erreiche. Ich lege mich mit Fotoapparat auf die Lauer. In einiger Entfernung lässt sich ein Wacholderkernbeißer nieder und bleibt doch tatsächlich dort sitzen, bis ich ein gescheites Foto gemacht habe. In kurzer Entfernung taucht ein Rosenmantelgimpel auf und lässt sich auch Fotografieren (Was ist denn heute los?).
Wacholderkernbeisser
[Mycerobas carnipes]
Rosenmantelgimpel
[Carpodacus rhodochlamys]
In einem Abstand von nur 5 m landet ein Bergrubinkehlchen und fängt an sein Lied zu trällern. Die Superchance für mich. Das Bergrubinkehlchen hatte ich bisher auch nur mehr oder weniger aus großer Entfernung Fotografieren können.
Also ich setze die Kamera an, die Automatik stellt scharf.
Aber nur den Hintergrund.
Ich betätige aus Versehen den Auslöser, das Bergrubinkehlchen fliegt ab.
Und ich habe ein Bild mit wunderschönem Wacholder und davor sitzend ein Schatten mit einem rötlichen Fleck an der Kehle.
Ich gebe auf und geselle mich zu den Anderen.
Die Suche nach dem Purpurhähnchen geht weiter
Danach erneut die Suche nach dem Purpurhähnchen in den Matten. Wir suchen die Stelle auf, an der gestern das Purpurhähnchen gesichtet worden ist. Wir verteilen uns.
Nach einer Stunde die Rufe von Erlan. Erlan und der Beobachter von Gestern, der das Purpurhähnchen schon entdeckt hatte, haben nochmals Erfolg gehabt (Sichtung für 1 Sekunde). Der Rest der Gruppe nicht.
Ich könnte heulen.
Nach weiterem mehrstündigem Warten versuchen die einzelnen Leute an verschiedenen Stellen im Hang ihr Glück, das Purpurhähnchen auch nur zu sehen.
Ich bleibe standhaft weitere Stunden an der Stelle sitzen. Erlan ist noch in der Nähe und ruft mir noch etwas zu. Ich drehe mich um und sehe über dem Observatorium, das in Sichtweite ist, einen Bartgeier fliegen, der dann langsam in den Seitentälern verschwindet.
Erlan geht zu den anderen Kollegen.
Ich bleibe alleine sitzen. Es wird Abend.
Da höre ich es in den Büschen hinter mir piepsen, sehe aber nichts. Plötzlich fliegt ein schwarzer Punkt am Himmel zu dem gegenüberliegenden Berghang zu einem Busch. Ich schaffe es gerade so das Fernglas anzuheben und sehe einen mehr Lilafarbenen Vogel mit Weißem Überaugenstreif und langen Schwanz. Für ca. 1,5 Sekunden. Dann verschwindet er im Wacholdergebüsch.
Ich hatte in über 2500 m Höhe über NN, mehr als 10 Stunden sitzend, stehend, berganlaufend, geröllfeldüberschreitend, schwitzend und frierend, Zeit aufgewendet um für 1,5 Sekunden einen lilafarbenen Vogel zu sehen. Das Purpurhähnchen.
Purpurhähnchen (Nachgezeichnet)
Jetzt bin ich zufrieden. Entspannt kehre ich ins Tal zurück, wo sich mittlerweile die Gruppenmitglieder versammeln, um zum Observatorium zurückzukehren.
Einzelne Gruppenmitglieder erzählten von Sichtungen des Purpurhähnchens für 0,5 Sekunden und ein anderer sah ein Weibchen für ca. 2 Sekunden wegfliegend. Keiner hat ein vernünftiges Foto geschafft. Nicht alle konnten Erfolge melden.
Dennoch fahren wir zufrieden (jedenfalls ich) zurück.
19:00 gibt es Abendessen. Heute Hähnchen mit Kartoffeln. Meinetwegen hätte es auch Buchweizen geben können, heute ist es mir egal, ich hätte es gar nicht gemerkt.
Danach wie immer, Liste schreiben und zufrieden lege ich mich ins Bett.
Roter Pfeifhase [Ochotona rutila]