Reisetage
27. Mai 2017 | Tag 4| Der "Buddha-Bieber"
Wir fahren wieder auf der fast schnurgerade verlaufenden Straße des ehemaligen Zarenwegs. Pjotr erklärt uns, dass dieser Weg auf Befehl des Zaren gebaut wurde. Der Unterbau besteht aus Eichenbalken, Sand und Kies und Lehm, darauf kam seinerzeit Kopfsteinpflaster. Erst in den letzten Jahrzehnten wurde asphaltiert. Zur Zarenzeit wurden alle 20 km Straßenwärterhäuschen errichtet. Dort wohnten früher Streckenbeauftragte mit ihren Familien. Sie hatten für die Instandhaltung und Wartung der Straße zu sorgen und den ordentlichen Zustand zu jeder Jahreszeit sicher zu stellen. An einem dieser Häuschen aus Holz kommen wir auch vorbei, Piotr erzählt, dass es bis in die 70iger Jahre bewohnt wurde, die Frau des Straßenwärters konnte ihre gesammelten Kräuter seinerzeit auf Tüchern ausgelegt auf der Straße trocknen. So selten kam ein Auto.
Die Exkursion führt uns zum Damm der Biebrza, wo der sandige Boden zum Barfußgehen einlädt. Über uns fliegen Störche zur Suche nach eiweißhaltiger Nahrung, die sie in den zahlreichen Nestern im Dorf an die Jungen verfüttern. Die Freude über die Storchendichte ist etwas ambivalent, denn bei der Futtersuche machen sie reiche Beute nicht nur unter Amphibien, sondern auch bei anderen Vogelarten, wie den Jungen diverser Bodenbrüter.
Weißstorch, (Ciconia ciconia), White stork, Bocian biały
Seine Silhouette mit dem betonten Hinterkopf ist markant und auch im Gegenlicht klar definiert. Bup Bup Bup Bup – der Wiedehopf ruft auch auf dem Dach des Trafohäuschens bei der aufgelassenen landwirtschaftlichen Kooperative. Und er sitzt zwischen den Isolatoren des Strommastes. Und Bup Bup Bup tönt es auf dem Eternitdach des früheren Kuhstalls.
Wiedehopf (Upupa epops), Hoopoe, Dudek
Daneben fliegen Rauchschwalben aus den Dachlöchern und den offenen Toren am Ende der langgestreckten und jetzt leeren Stallungen.
Den Empfangspavillon der Anlage beansprucht hingegen eine junge Birke für sich, deren Äste aus dem Fenster herauswachsen.
Sibirische Iris (Iris sibirica), Siberian iris, Kosaciec syberyjski
Karmingimpel, (Carpodacus erythrinus), Common rosefinch, Dziwonia zwyczajna
Trauerseeschwalbe, (Chlidonias niger), Black tern, Rybitwa czarna
Hier laufen wir ebenfalls noch auf einem Damm zwischen den Feuchtwiesen entlang und beobachten Karmingimpel, Schwarzstorch und an einem Sumpfgebiet den Flug der Trauer, Weißbart – und Weißflügelseeschwalben…
Schwarzstorch, (Ciconia nigra) Black stork, Bocian czarny
Narew
Weitere Abstecher führen uns immer wieder hinunter zum Ufer der Narew und dann – abends nach einem wundervollen Abendessen bei Bronja ( Tomatensuppe als Auftakt ) – auch auf den Fluß.
Hier sehen wir gefühlte 10 Biber. Wobei es sich wahrscheinlich um eine Biberfamilie und deren Junge aus dem letzten Jahr handelt. Die Biber tummeln sich ohne Scheu am und im Wasser, wobei sich einer sehr ausgiebig und entspannt putzt, so dass er fast so wie ein „Buddha“ aussieht. Für sein Beißwerkzeug bräuchte er allerdings einen Waffenschein.
Einige Weiden mit ihrem frischen Grün liegen daher auch verzehrfertig an der Böschung. Darunter verborgen die Zugänge zu den Biberburgen, halb unter der Wasserlinie und einige Einstiegsbuchten ins Wasser, die durch die Plattschwänze der Tiere in den Lehm des Ufers eingegraben sind. Die Biber haben dem Ufer seine Struktur und dem Fluss den Namen -Biebrza- gegeben.
Biber (Castor fiber), Eurasian beaver, Bóbr europejski