Finnland 09.6. bis 28.06. 2022
Von Nagu nach Korpo
22.06.2022
Am nächsten Morgen waren wir froh, dass der Himmel teilweise bedeckt war. Denn Sonne pur bedeutet in Finnland intensive Sonneneinstrahlung, 21 Grad sind dann gefühlt ca. 25 Grad. Davor also sollte uns die Bewölkung bei der heutigen Etappe hoffentlich schützen.
Zunächst
aber frühstückten wir und unterhielten uns mit dem Gastgeber, er erzählte uns
über die Vorgeschichte des Hauses als Regionalschule und Internat, da, wo wir
unsere Roggenbrötchen aßen und unseren Tee tranken, hatten früher er und andere
Schulkinder gesessen und ihre Mahlzeiten eingenommen. Seine Großmutter habe
hier in dieser Küche als Köchin gearbeitet. Die Küchenschränke mit den
beschrifteten Schubladen stammen aus dieser Zeit. Dann waren wir auch schon
wieder „on the road“, die Packtaschen neu sortiert am Fahrrad angebracht.
Zum
zweiten Mal fuhren wir die kleine Landstraße vom Vorabend entlang, wir kamen
rasch voran, auch das verkehrsintensive Stück Hauptstraße bis Nagu ließen wir
dann bald erleichtert hinter uns. Da hatte uns – das einzige Mal auf unserer
Tour – ein Lastwagen angehupt. Durch Nagu führte ein Radweg, der sich auch noch
hinter dem Ort ein Stück fortsetzte. Unsere Planung mit Komoot sah vor, auf
bzw. entlang der 180 weiter zu fahren. So strampelten wir bei mehr oder weniger
Verkehr die Asphaltstraße entlang. Auf Google Maps hatten wir ebenfalls
recherchiert. Da war eine kleine Straße eingezeichnet, die oberhalb von Nagu abging,
eine Schleife beschrieb, um dann ca. 5 Kilometer vor dem Fähranleger wieder in
die Hauptstraße zu münden. Diese Strecke wollten wir für den Rückweg zum Hafen am
kommenden Tag ausprobieren. Irgendwann kam dann auch eine Abzweigung nach
rechts mit dem Wegweiser „Nauvo-Nagu“. Das musste sie sein, die mögliche
Alternative. Wir machten ein Photo von der Einmündung und prägten uns die
Gegebenheiten ein.
Dann, nach einer Bananen- und Wasserpause am Weg setzten wir die Tour fort und gelangten zur nächsten Fähre nach Korpo. Ab hier war unsere Fahrt entspannter, die Straße etwas schmäler, aber der Verkehr hielt sich in Grenzen und die Schärenringstraße bog auch irgendwann rechts ab Richtung Alandinseln. Wir fuhren geradeaus. Die Landstraße führte durch eine sattgrüne Landschaft mit roten Bauernhäusern und alten Scheunen mit Werbeschildern für den einen oder anderen Designershop. Es regnete leicht, wie erfrischend! Ein Schild mit einer Sonne vor einem Haus links der Straße zeigte an: Unser Bed & Breakfast Solvillan! Da es erst später Mittag war und noch nicht der Zeitpunkt, um einzuchecken, fuhren wir weiter zur Marina von Korpo. Hier saßen wir beim Mittagslunch auf der Veranda des Burger-Restaurants mit Blick auf Bucht und Boote.
Fähre nach Korpo
Unser Bed & Breakfast
Danach zog es uns weiter nach Korpo, dem definierten Zielpunkt unserer Radreise. Zunächst kauften wir an einem Obst- und Gemüsestand heimische Erdbeeren und verspeisten sie noch vor Ort. Dann besuchten wir auch noch die 700 Jahre alte Feldsteinkirche St. Michael, die einige interessante Details bereithielt. Originell fanden wir das Sanduhrenarrangement an der Kanzel. Zumindest die Zuhörer würden es im Blick behalten können. Nach dem Kirchenbesuch war es dann schon Nachmittag und wir fuhren zum Gästehaus Solvillan und meldeten uns an. Mit dem Eintreten fühlten wir uns in die 1970iger Jahre zurückversetzt. Dies war Programm, wie uns unsere Gastgeber erklärten. Auch hier trafen wir auf sehr freundliche Menschen, ambitioniert und interessiert am Wohin und Woher ihrer Gäste. Sie hatten das Haus vor kurzem gekauft und um- und ausgestaltet und hießen uns auf einer Zeitreise durch das Zuhause auf Zeit willkommen.
Überhaupt war jedes der drei Bed&Breakfasts ein Unikum. Menschen hatten den Mut gehabt,
in den letzten beiden (Corona) Jahren etwas Neues zu beginnen. Wir erfuhren
auch: Hier auf diesen Inseln im Schärengarten war die Sommersaison Hoch-Zeit
und danach wurden „die Bürgersteige“ wieder hochgeklappt bzw. Fährverkehr
reduziert oder eingestellt, es würde dann sehr ruhig und abgeschieden, was man
mögen müsse.
Nach einem kleinen mitgebrachten Abendessen in der ebenfalls
in Retrofarben eingerichteten Küche – jeder Gast hatte hier sein eigenes
Kühlschrankfach zugewiesen, wo am nächsten Morgen das vorbereitete Frühstück
für uns bereitstand – surften wir noch im Internet, checkten nochmal die
Fährabfahrt und die Streckenführung für den folgenden Tag. Doch nur kurz, denn
wir waren müde. Ein Hörbuch plauderte uns in den Schlaf.