Finnland 09.6. bis 28.06. 2022
Zapfenregen im Koli-Nationalpark
13.06.2022
Wir frühstückten bei Sonne vor dem Küchenhaus. Dann fuhren wir los Richtung Koli-Nationalpark. Wir wollten an das Jahr 2018 anknüpfen, bei unserem damaligen Besuch im Nationalpark waren wir erstmals auf den besonderen Gesang aufmerksam geworden, den wir seinerzeit anhand von Bestimmungsbüchern und - videos dem Bluetail zuordneten. In der Zwischenzeit hatte sich auf dem Gebiet der Vogelstimmen-Apps einiges getan, was möglicherweise zu einer Neubewertung führen könnte. Nun, wir würden sehen.
Wir fuhren aus Joensu hinaus und nordwärts auf der E6. Unterwegs
fuhren wir auf eine dunkle Wolkenwand zu, die im Sonnenlicht noch dunkler
wirkte und ihre Regenlast abwarf. Als wir am Wanderparkplatz unser Auto
abstellten und die Wanderstiefel anzogen, hatten wir das Schlechtwettergebiet
hinter uns gelassen.
Die Luft war feuchtigkeitsgesättigt und warm, erste
Wolkentürme bauten sich erneut am Horizont auf. Das war aber erstmal nicht
wichtig. ertönte doch wieder einmal ein uns neuer und unbekannter Gesang aus
den Laubkronen der Bäume. Wir hielten das Handy in die Richtung, aber selbst
die Apps schafften keine Zuordnung.
Auch wenn sich jetzt vermehrt und deutlich dunkle
Wolken und Donner in die Aufnahmen am unteren Parkplatz einmischten, liefen wir
treppauf zum Nationalparkzentrum. Dort war eine große Um- und Ausbaumaßnahme im
Gange, zwei Mitarbeiterinnen gaben in einem Infozelt Auskunft über den
Wegeplan. Das erklärte, warum auch die Standseilbahn geschlossen hatte
Es regnete nun kräftiger. Und es donnerte ein paar Mal
nachdrücklich. Unter dem kleinen Zelt wurde es eng, weil weitere Leute
Unterschlupf suchten. Wir wichen aus unter das großzügige Vordach des
benachbarten Hotels und warteten ab. Nach und nach wurden Wandergrüppchen von
Autos abgeholt, offenbar fuhren Freunde oder Familienväter die Autos vom
unteren Parkplatz hoch und unter Regenfluten sprinteten die Leute zu den
betreffenden Autos. Wir blieben stehen und warteten das Gewitter ab. Es war
jetzt praktisch niemand mehr draußen, bis auf die Bauarbeiter, die auf dem Dach
des Anbaus zum Nationalparkzentrum Dachplatten fixierten. Sie waren gänzlich
unbeeindruckt von den Wetterunbilden, wahrscheinlich wollten sie bis Mittwoch zur
Neu- oder Wiedereröffnung alles fertigbekommen.
Irgendwann ließ der Regen nach, nur noch von den
herabhängenden Zweigen tropfte es. Erste Wolkenlücken gaben blauen Himmel frei
und die Sicht auf die Pielinen-Seenplatte.
Jetzt wanderten wir los, zuerst ging es eine steile Steintreppe
hoch zu den Granitfelsen, Es kamen jetzt auch wieder mehr Wanderer, viele wollten
auf den besonders prominenten Felsnasen ein Selfie von sich machen. Wir wichen
aus und entdeckten eine ruhigere und auch nicht so ausgesetzte Ecke mit
Aussicht. Dort konnten wir den Selfie-Stick in Ruhe aufstellen und mit dem
kleinen Fernauslöser einige Fotos von uns machen. Auf dem weiteren Weg spitzten
wir immer wieder die Ohren nach dem besonderen Gesang, der uns seinerzeit hier
entlang gelockt hatte.
Was
wir dann hörten, war ein Knacken und Prasseln und das Geräusch von etwas, was
von hoch oben auf dem Waldboden aufprallte. Wir sahen nach oben. Da. Ein Zapfen
segelte herunter und kam federnd auf dem Blaubeergesträuch zum Liegen. Das war knapp! Es folgten weitere. Wir suchten
die Baumwipfel mit dem Fernglas ab. Eine ganze Schar von Fichtenkreuzschnäbeln
turnte kopfunter in den Spitzen der Nadelbäume und knabberten an den Zapfen. Mit
ihren speziell geformten Schnäbeln holten sie die Samen aus den Zapfen. Die
Zapfen fielen dann nach unten.
Die Männchen mit ihrer markanten hellroten Färbung stachen besonders hervor. Sie hielten sich aber eher in Deckung, während die unauffälligeren hellbraunen Weibchen gut zu beobachten waren.
Die Männchen mit ihrer markanten hellroten Färbung stachen besonders hervor. Sie hielten sich aber eher in Deckung, während die unauffälligeren hellbraunen Weibchen gut zu beobachten waren.
Fichtenkreuzschnabel [Loxia curvirostra] Red crossbill
Ihr
anmutiges Hin- und Her zog uns in seinen Bann. Mit einer solchen Beobachtung
hatten wir jetzt nicht unbedingt gerechnet. Und mit Kreuzschnäbeln in dieser
Anzahl. Sie veranstalteten durchaus viel Lärm bei ihrem Picknick in den
Wipfeln. Schöne Fotos entstanden. Dann mussten wir uns leider wegen der
nächsten Gewitterwolken beeilen und nahmen die Abkürzungsschleife zum unteren
Parkplatz, wo unser Auto stand. Auch die impertinenten Mücken beschleunigten
unseren Schritt. Wir tauschten hier die Wanderstiefel gegen Sandalen.
Auf der Rückfahrt nach Joensuu sahen wir auf einem See an
der Straße zwischen Koli und E6 einen Prachttaucher. Da gleich hinter dem Damm
glücklicherweise ein Parkplatz war, nutzten wir die Gelegenheit, parkten und
liefen entlang der Straße 100m zurück. Schräg gegenüber in einem kleinen
Sumpfgebiet saß ein Grünschenkel oben(!) auf einem Baum, laut rufend. Ob er von
seinem Gelege irgendwo unten am Boden ablenken wollte? Hinter ihm über dem Koli
hatten sich inzwischen dunkle Wolken festgesetzt und ein Blitz zuckte
horizontal über den Himmel. Es war richtig gewesen, die Tour zügig zu beenden.
Grünschenkel [Tringa nebularia] Common greenshank
Auch den Prachttaucher – wie das meist so ist, inzwischen
weiter draußen auf dem See - konnten wir noch fotografieren. Dann ging es bei einsetzendem Regen und
beginnendem Hunger – zurück nach Joensuu. Da es schon nach 15 Uhr war und die von
uns gerne genutzten Mittagsbüffets ( mit Salat!) bereits geschlossen hatten,
kauften wir ein und kochten in der Küche am Campingplatz ein frühes Abendessen.
Danach luden wir die Fotos der ersten Reisetage aufs Laptop. Anhand der Bilder
bestimmten wir einzelne Arten nach. Bis wir müde ins Bett fielen bzw. uns in
die Schlafsäcke einrollten.
Prachttaucher [Gavia arctica] Black-throated loon