Finnland 09.6. bis 28.06. 2022
Siikalahti
12.06.2022
Eine dämmerungshelle Nacht ging in den Morgen über. Nebel lag über dem kleinen See unterhalb unseres Zeltes. Ein Kuckuck „kuckuckte“, dann setzte vermutlich eine Blaumeise ein mit ihrem „bie-bie-bftrrr“, danach hatten die Amseln ihr Solo. Die Vogelstimmen verwoben sich zu einem akustischen Teppich. Wir schauten auf die Uhr. Es war tatsächlich ca. 4 Uhr morgens. Zeit, noch weiterzuschlafen.
Am hellen Morgen erfreute uns dann beim Frühstück ein Singschwanpaar, das im See gründelte. Außerdem zogen 2 Schellentenweibchen ihre Bahn durch das moorbraune Wasser. Auf einer Wiese suchten Goldammern nach Samen und Körnern. Ein Buntspecht flog vorbei und landete in der Baumgruppe hinter dem Zelt.
Wir frühstückten und fotografierten abwechselnd.
Singschwan [Cygnus cygnus] Whooper swan
Schellente [Bucephala clangula] Goldeneye
Goldammer [Emberiza citrinella] Yellowhammer
Dann sahen wir zu, dass wir zügig abbauten und losfuhren. Denn unser Ziel war das Vogelschutzgebiet Siikalahti östlich der E6. Hier waren wir schon 2018 gewesen, bei seinerzeit trübem feuchtem Wetter, hatten das Gebiet aber als interessant und in sich vielseitig erlebt. Diesmal war es sehr warm, ja sogar stickig und sogar die sonst eher sumpfigen Bereiche schienen uns sehr trocken. Bereits am Parkplatz wurden wir von Mücken erwartet. Die umschwärmten uns auf unserem Weg und setzten uns zu.
Wir liefen durch den dichten Laubwald am Eingang zum Naturreservat – hier sahen wir Wacholderdrosseln, die in Finnland sehr häufig sind, auch an Zeltplätzen. Wir freuten uns über das fütternde Buchfinkweibchen am Nest. Wenn der kleine Vogel landete, ertönten die leisen Bettelrufe und dann reckten sich ihm schon die aufgesperrten Schnäbel der Jungvögel entgegen. Das kleine Nest schien förmlich vor Lebenshunger und Lebensenergie zu vibrieren.
Buchfink [Fringilla coelebs] Chaffinch
Das Nest war völlig frei. Die Aufnahme wurde aus 30 m entfernung gemacht.
The nest was completely free. The picture was taken from a distance of 30 m.
Wir konnten einen Grauschnäpper und sogar einen
Zwergschnäpper beobachten und auch fotografieren, einen Trauerschnäpper bekamen
wir leider nur sehr kurz zu Gesicht.
Grauschnäpper [Muscicapa striata] Spotted flycatcher
Zwergschnäpper [Ficedula parva] Red-breasted flycatcher
Drachenwurz [Calla palustris] Calla
Vom zweiten großen Aussichtsturm auf dem Gelände eröffnete
sich ein Weitblick auf die Schilfzonen und Wasserflächen mit kleinen Inseln.
Auf einer hatte ein Kolbenentenpaar sein Nest. Zahlreiche Singschwäne waren
entweder mit Futtersuche, Balz oder mit Revierabgrenzung beschäftigt. Wir
konnten uns sogar über eine Gruppe von Singschwänen freuen, die unter lautem
Trompeten direkt am Turm vorbeiflog.
Singschwan [Cygnus cygnus] Whooper swan
Rothalstaucher [Podiceps grisegena] Red-necked grebe
Flussseeschwalbe [Sterna hirundo] Common tern
Danach
wanderten wir weiter auf einem kleinen schmalen Steg zu einer Beobachtungshütte
am Wasser. Schon vom Holzsteg aus
entdeckten wir Libellen in verschiedenen Größen und Farben. Oben auf einem
Holzbalken saß ganz nahe vor uns eine Flussseeschwalbe. Von der Hütte aus entdeckten
wir mit den Ferngläsern auf einer der kleinen Grasinseln eine schlichtfarbene
Pfeifente, daneben eine Sturmmöwe und eine Flussseeschwalbe auf ihrem Nest. Immer
noch unter Mückenbegleitung liefen wir rasch zum Auto zurück und fuhren zu dem
zweiten Beobachtungspunkt des Naturschutzgebiets, der direkt an der Straße
positioniert ist. Von dort überblickten wir den See mit seinen Schilfinseln aus
einer anderen Perspektive. Dann forderten Mücken, Zeit und Hunger uns auf, uns
zur nächsten Raststätte an der E6 aufzumachen
Sturmmöwe [Sturmmöwe] Common gul
Flussseeschwalbe [Sterna hirundo] Common tern
Libelle
Flussseeschwalbe [Sterna hirundo] Common tern
Silbermöwe [Larus argentatus] European herring gull
Pfeifente [Mareca penelope] Eurasian wigeon
Nach einer Mittagspause setzten wir unsere Reise fort mit Ziel Joensuu. Am dortigen Zeltplatz stellten wir in Tradition zu 2018 wieder unser Zelt auf. Relativ müde und zugleich unternehmungsfreudig für den kommenden Tag krochen wir in die Schlafsäcke. Unter den Rufen der Wacholderdrosseln und mit der Lärmkulisse eines zentral gelegenen Zeltplatzes fielen wir in die Art von leichtem Schlaf in hellen nordischen Nächten.