Nordnorwegen 2015    Varanger Halbinsel
Durch fünf Länder zwischen Ostsee und Eismeer
Berlevåg Rotkehlpieper [Anthus cervinus] Pflanzen in der Tundra Dreizehenmöwe [Rissa tridactyla] Arktischer Mohn [Papaver radicatum] Dreizehenmöwe [Rissa tridactyla] Fischereihafen von Berlevåg Am Eismeer Landhandel in Kongsfjord Im Fjell Im Fjell Falkenraubmöwe [Stercorarius longicaudus] Leuchtturm Kolnes Fyr Der Luftschiffmast Odinshühnchen [Phalaropus lobatus] Raufußbussard [Buteo lagopus] Singschwan [Cygnus cygnus] Vadsø Dreizehenmöwe [Rissa tridactyla]
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Ein Mast für ein Luftschiff und ein fliegender Bus…

Auf Store Vadsøya


Nachdem wir ja bereits Richtung Kongsfjord unterwegs waren, „übersiedeln“ wir heute ins Berlevåg Pensjonat ganz oben im Norden. Doch vorher statten wir der benachbarten Kommune Vadsø mit der kleinen, aber geschichtsträchtigen Insel Store Vadsøya noch unseren Besuch ab.
Nicht nur Vögel können wir hier auf der Insel mit ihrem Süßwassersee beobachten – auch wenn die erhofften Thorshühnchen sich auf den Schlamm und Schlickflächen unterhalb der Brücke nicht einstellen – sondern auch den Luftschiffmast, an dem Amundsen und Nobile ihre Luftschiffe Norge und Italia festmachten, bevor sie dann weiter über Ny-Ålesund zum Nordpol starteten. Auch die Tafeln, die auf die Unternehmungen 1926 und 1928 und ihr zum Teil tragisches Ende hinweisen, sind hier zu besichtigen.


Es weht frischer Wind, aber es ist sonnig, als wir uns von hier aus nicht Richtung Nordpol, aber doch immerhin an eine der nördlichen Spitzen Europas aufmachen. Hinweis: Auf der Landkarte gleich rechts neben dem Nordkap.

Falkenraubmöwen
 Falkenraubmöwen Long-tailed jaeger
 [Stercorarius longicaudus]

 

Die Strecke dorthin ist uns ja schon irgendwie vertraut, wir kennen fast jedes Schlagloch und auch, wo wir langsam fahren müssen, wie an der einen Brücke, wo wir einem Fuchs begegnen können und wo wir vielleicht auch wieder die Falkenraubmöven beobachten können.

 

Kongsfjord

In Kongsfjord besuchen wir den historischen Landhandel und legen einen Zwischenstopp bei Waffeln und Kaffee und nettem Gespräch ein. Dann starten wir gestärkt auf die letzte Etappe. Nur rasch noch den Bus nach Berlevåg hinter uns lassen, bevor er noch vor uns hergondelt.

 


Es ist ein multifunktionaler Bus mit Lastwagenheck. Es ist, was sich bald herausstellt, ein rasant fahrender Bus, ein "fliegender Holländer…".Und da alles eine Frage der Perspektive ist, dreht sich die Sache rasch um: Wir sind für den Bus das Hindernis. Er rückt uns, bei flotter Fahrt in den Kurven, recht bald auf die Pelle und klebt uns am Heck. So dass Lutz ihn an geeigneter Stelle vorbei lässt. Klar: Der Bus ist hier jeden Tag mehrmals unterwegs. Und wir das allererste Mal.


Wir lassen also den Bus vor und gondeln gemächlich die Küste entlang, vorbei am Leuchtturm Kolnes Fyr und hinein in den Ort Berlevåg. Hier stehen beim Pensjonat auf dem Womo-und Zeltplatz ( warum hatten wir eigentlich ein Zimmer gebucht?) auch einige Wohnmobile. Aber kein Zelt wurde auf dem noch verschneiten und von Regenpfützen durchsetzten Campground aufgeschlagen.

Berlevåg


Inzwischen regnet es waagerecht und wir betreten dankbar das Guesthouse und checken ein. Unser Zimmer heißt Polarlicht und ist in petrolblau und violett farblich gestaltet mit schönen Fotografien von Nordlichtern. Ein schwerer Vorhang sperrt das ständige Tageslicht aus und so werden wir hoffentlich entspannt und tief schlummern.

 


 

 

 

 

 

 


Auch am nächsten Tag ist es regnerisch und wir stärken uns erstmal mit Frühstück im freundichen Aufenthaltsraum, bevor wir Richtung Ort und Küste losmarschieren. Wir besuchen den Fischereihafen, werden vom Inhaber einer der Fischfabriken freundlich angesprochen. Hier sind Touristen nicht allzu häufig.



Unsere Wanderung führt uns durch den Ort und zum Strand, wo wir Meeresenten zu sehen hoffen. Es weht ein gefühlt arktischer Wind, aber auch das Frühjahr ist da: Denn der arktische Mohn entfaltet zarte orangefarbene, gelbe und rote Blütenblätter.

 

Auch die ortstypische Spezialität Morcheln können wir entdecken. Wir lassen sie aber stehen. Doch: Auf dem Rückweg macht sich knurrender Hunger breit, denn die Witterung zehrt und verbrennt die kleinen Kalorien, näht die Hosen weiter. Entsprechend üppig fallen die Einkäufe im Fischladen und im Supermarkt aus. Wir sind dann auch entsprechend beschäftigt mit Brutzeln, Braten und Essen. Danach, das Wetter hat sich nochmals verschlechtert, wer hätte das gedacht, besuchen wir das historische Museum, Es verteilt sich auf mehrere Ausstellungsgebäude, eines mit dem damaligen Landungsschiff, das bei Wind und Wogen die Passagiere zu und von den Hurtigroutenschiffen übersetzte. Im anderen Gebäude steht eine Lokomotive vom gleichen Typ wie die, die steinbeladene Loren vom Steinbruch zum Hafen gezogen hat. Darüber informiert uns auch ein Film.
Wir werden kompetent mit der Geschichte Berlevågs vertraut gemacht: Die Befestigung und Sicherung und Erweiterung des Hafens bis 1974 mittels der Beton Tetrapoden. Diese sind auch Teil des Stadtwappens und symbolisieren den Zusammenhalt der Menschen in stürmischen Zeiten.

Wir besuchen dann noch den Steinbruch, aus dem die Felsen für die ersten Hafenbefestigungen mit dem Zug nach Berlevåg dampften und dort entdecken wir, einen Rauhfußbussard. Mit der Hoffnung auf heißen Kaffee im Leuchtturmcafe fahren wir dann weiter zum Kolnes Fyr. Der Leuchtturm auf seiner vorgelagerten Insel ist umtost von schäumender See und hohen Wellen, die emporspringen wie eine wilde Herde. Sie stürzen sich auf die Wiese unterhalb der Betriebsgebäude des Leuchtturms und scheinen näherkommen zu wollen, dahin, wo unser Auto steht.

Küste am Leuchtturm
 Küste am Leuchtturm

Es gibt nur Gischt, Kälte, Tosen und pure fordernde Energie, so dass wir – waffellos, da es kein Café gibt oder jetzt nicht – zurückfahren nach Berlevåg. Im Pensjonat wärmen wir uns auf und besuchen ein von einem jungen Spanier geführtes Café, wo es lateinamerikanische und norwegische Gebäckspezialitäten gibt. Wir haben eine nette Unterhaltung mit ihm, er ist freiwillig und gerne hier. Die Internationalität setzt sich dann fort in unserem Quartier mit sympathischen Mitreisenden Schweizer und italienischer Herkunft. Wir werden dann sogar zu leckeren Pasta di amitriciana eingeladen. So gesättigt und gewärmt und gestärkt, begeben wir uns zur Ruhe und schlummern in der Dunkelheit. Ab morgen steht wieder Zelten auf der Agenda. Dann werden wir wieder durch die Helligkeit einen leichteren Schlaf haben.

 


Tana Bru Richtung Ovre Pasvik Nationalpark

Die Strecke über Tana Bru nach Kirkenes ist uns mittlerweile vertraut. Hinter Kirkenes aber biegen wir ab Richtung Ovre Pasvik Nationalpark. Er ist angesiedelt zwischen Rußland, Norwegen, Finnland und grenzüberschreitend.

 

Am Nationalparkzentrum fahren wir durch eine anmutige Birkenallee auf die Gebäude des Nationalparkcenters zu. Der moderne Bau nimmt in seiner Architektur die Hölzer und Bäume dieser Region als Thema auf. Das Innere ist mit hellem Holz offen gestaltet und bietet neben Landkartenverkauf, Information, auch eine großzügige Cafeteria. Dort können wir Wanderkarten kaufen, im Internet surfen und leckere Waffeln im bereitstehenden Waffeleisen backen. Dank der Informationen finden wir auch rasch den eine Stunde entfernt im Nationalparkinneren gelegenen Zeltplatz am See Waakamen. Hier, direkt am See, schlagen wir das Zelt auf.

Damit es im sandigen Boden trotzdem gut befestigt werden kann, arbeiten wir mit Extrazeltschnüren, die wir an den Bäumen befestigen und fixieren die seitlichen Laschen mit Steinen. Damit haben wir nun einen wunderschönen Platz mit Aussicht auf den See mit seinen Prachttauchern, Schellenten. Wir weiten unseren Erkundungsgang aus. An einer Einfahrt kurz vor dem Zeltplatz sehen wir eine großen Nager bzw. einen Lemming über die Lichtung und den See fliegen. Er befindet sich in den Krallen einer Sumpfohreule. Die Eule flog über den See und hatte dort wahrscheinlich ihre Jungen zu versorgen.

Auf unserem Zeltplatz neben unserem Zelt dampft die kleine Sauna, die wir dann für den nächsten Tag buchen. Auch die Zeltplatzinhaber nutzen gerne diese Möglichkeit zur Erwärmung und Körperpflege. Ob wir dann auch in den See hüpfen werden, das müssen wir noch überlegen.

 

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Ovre Pasvik Nationallpark