06-Farbmuster der Natur - Auf der Suche nach dem Mornell

Auf der Suche nach dem Mornell

Norwegen 2019
Auf der Suche nach dem Mornell
Direkt zum Seiteninhalt
Unsere Route
Unsere Route 2018

06-Farbmuster der Natur

Reisetage
Farbmuster der Natur
31.Mai  2019
Am 31.Mai wählten wir die Mautstrecke im Einundalen, um den Mornell zu finden und mit der Hoffnung, eventuell Moorschneehühner ( wie im Jahr 2010 ) zu beobachten.
Einundalen
Wir erlebten uns selbst auf unserer Suche nach dem Mornell irgendwie etwas ratlos und zögerlich, als ob wir schon ahnten, dass es schwierig werden könnte. Dass wir enttäuscht werden könnten. Entschlossenheit und Verzagtheit wechselten einander ab.
 
Wir schlichen sozusagen um unseren Wunschvogel herum in diesen ersten Tagen. Der vielleicht ganz nahe war,  perfekt getarnt in dieser Landschaft aus Braun und Weiß.
 
Sich wegduckend oder ganz still da sitzend oder auch einfach nicht vor Ort.
 

Wir hingegen waren über weite Strecken sichtbar und hörbar.
Die Entscheidung, ob er von uns gesehen werden wollte, auffliegend, oder sich auf einem Stein gegen den Horizont als Silhouette abhebend, lag bei ihm. Bei allem Frust faszinierend, wie dieser Vogel kraftvoll gefärbt doch so perfekt mit seiner Umgebung verschmelzen kann.
An dieser Stelle also sein Artenportrait. Wenn ein Illustrator den Mornell portraitiert, nimmt er Rostrot für den Bauch,  Weiß, für den breiten Unterbruststreifen, mit einem schwarzen Stift zieht er einen Linie, um den Streifen zur Brust hin abzuheben und zu Grau und Dunkelbraun für die Kopfpartie. Die Stirn wiederum und ein Überaugenstreif und der spitze Schnabel erfordern ein Anthrazit und das Auge ein sattes Schwarz. Mit einem kleinen weißen Punkt für das Glänzen, die Ausstrahlung.
Diese aufmerksame Präsenz wird als der Zauber beschrieben, den er auf die Beobachter ausübt. Hier also ein Artenportrait, als Quelle dient uns - wie schon an anderer Stelle - das Buch "The arctic guide, Wildlife of the far North" von Sharon Chester.
Vom Suchgebiet waren wir demnach an der passenden Stelle. Wobei das Verbreitungsgebiet des Mornellregenpfeifers, englisch Eurasian Dotterel, lat. wissenschaftlicher Name Charadrius morinellus, weit angelegt ist. Er nistet auf den hochgelegenen Tundraebenen vom UK bis über Skandinavien hin zur Kola Halbinsel und Novaya Zemlya, in Sibirien bis Chukotka. Ein schmaler Streifen rund um Afrika von Ostmarokko bis zur Arabischen Halbinsel und Iran ist sein Überwinterungsgebiet. Auf seinen Wanderungen ist er in Mitteleuropa auch auf Feldern anzutreffen.
 
Den Ruf beschreibt Chester als hoch, schnell, sich wiederholendes "Pweet pweet pweet"; im Flug. Beim Auffliegen lässt der Vogel ein raues "Kerr" verlauten.
Wir haben gelauscht nach diesem Ruf, und haben ausgeschaut nach der aufgerichteten Silhouette eines Mornell auf einem der Felsen, der von Flechten auch so rot oder grün gefärbt war wie der Vogel selbst.
 
Einundalen
Die Sonne schien und wärmte sogar und wir mussten fast die Augen zusammenkneifen, weil die Schneefelder zwischen den Latschenfeldern blendeten, und da, unvermittelt, ein dunkler Schatten, vom Flugbild amselgroß, nur schlanker. Vieles sprach für die nordische Ringdrossel – nicht nur der Wunsch, eine zu sehen. Der Vogel, den wir sahen, war über ein Schneefeld in ein Latschengestrüpp geflogen. Dies ist die Umgebung, in der sich die Ringdrossel bei der Futtersuche und beim Nisten bewegt. Wenn sie es war, hatte sie in den kleinen Pfützen am Rand des Schnees nach Kleinstlebewesen gesucht und trug vielleicht von da Larven oder Insektenbeute zu ihrer Brut. Es war ein kurzer Blick auf diesen Vogel, der auf seine Weise mit den Kontrasten verschmolz.
Hier ein Exkurs zum Thema Alpine und nordische Ringdrossel: Die letzte Eiszeit trennte die Art in mehrere Unterarten. Es gibt seither 3 Unterarten der Ringdrossel, in Mittel und Südeuropa ist die Unterart alpestris verbreitet, die nordische Ringdrossel gehört zur Unterart torquatus und läßt sich in England, Irland, Schottland, in Norwegen finden. Beide Unterarten lassen sich gut unterscheiden, weil das Gefieder bei nordischen Ringdrosseln unter dem weißen Brustlatz sehr dunkel ist, ohne die helle Einfassung wie bei alpinen Ringdrosseln. Und dann gibt es noch die kaukasische Ringdrossel Turdus torquatus amicorum. Diese ist im Raum Kaukasus Türkei heimisch. Diese ist der nordischen Rindrossel ähnlich, hat aber deutlich weißere Flügel.
Flußuferläufer (Actitis hypoleucos), Rotschenkel (Tringa totanus), Singschwan (Cygnus cygnus)
Flußuferläufer (Actitis hypoleucos), Rotschenkel (Tringa totanus), Singschwan (Cygnus cygnus)
Dafür waren wir wenig später erstaunt über die entdeckung eines - warum auch immer - vereinzelten Singschwans in einem kleinen Bergsee unterhalb eines Almdorfes oder wie man das hier in Norwegen nennt. Wir näherten uns langsam und fotografierten beide, den Schwan und den See.
 
Schneehühner sahen wir keine. Ob sie gerade irgendwo versteckt in der Nähe gebrütet haben?
Einundalen
Nach einer Panoramahöhenfahrt führte uns die Mautstraße an einer anderen Stelle zurück zu einer Hauptstrecke, wir passierten die Schranke, die sich automatisch öffnete,  wenn man am Ausgangspunkt an einem automatischen Kartenleser seine umgerechnet 9 Euro Gebühr bezahlt hatte. Hier hatte die Elektronik in den letzten 9 Jahren das klassische kleine Holzhäuschen mit Kasse des Vertrauens ersetzt.
Einundalen
Beim Panorama auf der Rückfahrt Richtung Dombas fühlten wir uns wie bei einer Fahrt in die Schweizer oder Österreichischen Alpen. Und ein kleiner idyllischer Parkplatz an einem Fluß lud ein zum nachmittäglichen Powernap, da das Fahren uns ziemlich angestrengt hatte und wir spontan eine Pause einlegen mussten.
Blick aus dem Auto
Zurück zum Seiteninhalt