Ålesund
29.Mai:
Die Stadt am Fjord – Phönix aus der Asche.
Die Expeessfähre
Das Expressboot gleitet über das fast glatte Wasser – in der Ferne schwimmen Felsinseln auf dem Wasser, im Osten erheben sich die Gipfel der Sunmore-Alpen. Diese Naturkulisse ist wie eine Bühne, lassen wir also den Vorhang aufgehen
AKT 1
Das alte Ålesund ist verschwunden. Graue Nebel ziehen über das Wasser, beissender Brandgeruch füllt die Luft. Für die Überlebenden, die sich auf ihre Schiffe geflüchtet haben, grenzt es an ein Wunder, dass es praktisch keine Opfer gegeben hat. Sie haben rasch gemerkt, dass sie mit ihren Eimerketten nichts gegen das verheerende Feuer* ausrichten würden, das in der Margarinefabrik ausgebrochen war. Doch nun sind sie obdachlos, aber nicht heimatlos, denn diese Bucht ist ihr Zuhause und sie werden neu bauen*.
Akt 2 Majestätische Schiffe laufen in die Naturbucht ein. Der deutsche Kaiser*, norwegenbegeistert, schickt Hilfsmaterialien. Baustoffe. Die Auflagen der Architekten und Baumeister sind streng. Hier wird nur noch mit Stein gebaut. Dafür besteht die Chance, für Architekten, Kunsthandwerker, ganz neu zu konzipieren. Art déco ist gerade modern und hier wird er ganz konsequent und im Jugendstil umgesetzt. Mit vielen künstlerischen Details und immer wieder der Jahreszahl dieser Aufbaujahre…
Die Fassaden von Ålesund.
Die Meisten Gebäude wurden 1905 und 1906 erbaut.
Akt 3 1943-45 Graue Nebel schieben sich in die Bucht. Gute Deckung für das Boot, das im Schutz dieses schlechten Wetters aus dem Hafen hinausschleicht. An Bord: Einige Flüchtlinge, die wegen ihrer Herkunft oder auch wegen ihrer politischen Einstellung vor der Invasion der Nazis fliehen müssen. Gesteuert wird das Boot mit Ziel Shetlandinseln von einem der sogenannten Blockadebrecher. Ihnen wird später ein Denkmal am Hafen gesetzt. Für viele dieser Männer ist es ein Memorial, denn nicht alle kehren zurück. Draußen auf offener See kann viel passieren, Angriffe aus der Luft, aus der Tiefe des Meeres. In diesen Jahren zieht der Rauch der nach Bombardements durch die Deutschen zerstörten Stadt Kristiansund über die Fjordlandschaft. Ålesund bleibt verschont. Und trägt in der Zeit den Namen „Klein London“
Klippfischhandel
Wir nehmen Sie mit auf den Rundgang durch die Stadt. Galerie
Vielleicht haben Sie ja auch Appetit auf Klippfisch portugiesische Art, mit Tomaten und Kartoffeln.
Bei der Kirche, vor der sich gerade eine Hochzeitsgesellschaft sammelt, fühlen wir uns an die in Leipzig Lindenau erinnert. Die wuchtige Kirche ist innen halbdunkel, aber der Raum schimmert durch das bunte Licht der Glasfenster – helle Kleider im Empirestil tanzen durch die Bankreihen, Flötenmusik schwebt durch den Raum. Probe für die Hochzeit.
Kunstglasfenster Musiker
Wir bummeln weiter durch die großzügige Innenstadt mit ihren Passagen und Cafés. Und kehren dann, bei etwas kräftigerem Seegang wieder zurück zum Hafen von Hareid.
Am gleichen Tag starten wir einen weiteren Versuch, bei den Viehweiden in Runde die Ringdrossel ausfindig zu machen. Sie bleibt flüchtig. Aber die Wacholderdrosseljungen im Nest bei der Gärtnerei sind über Nacht geschlüpft.
Die Wacholderdrossel am Straßenrand
zeigte keine Scheu
Und am nächsten Tag verabschiedet uns immerhin eine Robbe, die gelassen und entspannt auf einem der Felsen bei der Brücke liegt und sich ab und an mit der Flosse kratzt und sich noch mehr in die Sonne dreht.
Kegelrobbe