Reise in die Mongolei
vom 18.05.2008 bis 07.06.2008
Wolfsgesang I
18.05.2008
Die vier jungen weißen Wölfe auf ihrem Felsen heben die Köpfe. Mit geschlossenen Augen und leidenschaftlichem Heulen folgen sie ihrem inneren Kompass ihrer Stimme Richtung Wildnis. Die Jungwölfe tun es den Älteren nach, ihr Gesang verfolgt uns noch lange – auf unserem Weg zu den Becken der Seelöwen im Berliner Zoo. An diesem Sonntagmorgen sind wir am Bahnhof Zoo aus dem Euronight gestiegen. Heute nachmittag wird uns unser Flieger nach Ulan Bataar in eine ungezähmte Natur entführen. Noch haben wir keine Vorstellung davon. Aber das Wolfsheulen ist wie ein Auftakt. Es ist ein Ruf der Sehnsucht, auch wenn es eine offene Frage bleiben wird, wo derzeit der bessere Ort für Wölfe ist.
„Wo der Morgenwind durch die Linden föhnt, wo das Pflaster stöhnt, Berlin (City: Einmal um die Erde und zurück)“
Erst einmal geht es mit dem Flughafenzubringer durch diverse Verkehrskreisel im Sonntagmorgenberlin Richtung Tegel, vorbei an der Goldelse, vorbei an Wohnblöcken, in denen das Leben weiterschläft, während wir uns sehr wahrscheinlich gerade für drei Wochen bei normalem Reiseverlauf aus der Normalität ausklinken.
Einige Stunden später stehen wir mit unserem Gepäck in der Abfertigungsschlange vor dem Schalter
von Mongolian Airlines in Berlin Tegel. Ein bunt gemischtes Publikum – mit vielen Koffern und Kartons voller elektronischer Geräte. Unsere Rucksäcke nehmen sich hingegen spärlich aus. Der Tagesrucksack mit optischer Ausrüstung kommt mit in die Kabine.
Und im Zweitrucksack, den wir aufgeben, haben wir eine sehr übersichtliche Auswahl an wärmenden Jacken und T-Shirts. Am Gate und dem Abfertigungsschalter treffen wir auf die anderen Mitglieder unserer elfköpfige Reisegruppe, die die kommenden drei Wochen im Osten der Mongolei nach Kranichen , Blaunachtigallen und Mongolenlerchen Ausschau halten wird. Und vielleicht hören wir auch den Gesang der Wildnis wieder.
Das Wolkenpferd
Draußen vor dem Panoramafenster hat bereits unser Airbus die Parkposition eingenommen, auf dem Heck hebt das charakteristische geflügelte Pferd in Weiß auf blauem Grund sein Mähnenhaupt. Für die Mongolen hat das Pferd etwas Magisches, es lässt Distanzen überwinden, wo man sonst mit den Füßen der Erde verhaftet wäre. Bald liegt Berlin unter uns, kippt hinter den Horizont, als die Maschine leicht ruckelnd die Wolkendecke durchstößt. weiterlesen