Etappen Südinsel
Golden Bay
REISEBERICHT
24. - 25. November – Golden Bay
Wharariki Beach und Farewell Spit
Am ersten unserer beiden Tage an der Golden Bay hatten wir eine Tour zu den Gannets gebucht. Wir waren eine kleine Gruppe unternehmungslustiger Menschen, die in Collingwood den hochrädrigen Bus bestieg, der uns Richtung Gannet Kolonie bringen sollte. Die Fahrt am Strand entlang bedeutete auch das Durchfahren von Prielen, eine gewisse Unerschrockenheit unserer Naturführerin und ihre gefühlvoll energische Handhabung des Gaspedals. Irgendwann hieß es: Ab hier nur zu Fuß… unsere Wattwanderung durch mehrere Priele begann, zugleich verfinsterte sich auch der Himmel und Graupelschauer gingen nieder. Aber umkehren war völlig außerhalb unserer Vorstellungskraft, die Rufe der weißen Vögel ließen uns immer weiter durch den schmatzenden Schlamm und die peitschenden kleinen Graupelkörner laufen.
Die Gannetkolonie zu hören und zu sehen, wir mit den Füßen im Wasser, die Gannets in der Luft, war großes Kino.
Gut, dass wir zwei Tage insgesamt an der Golden Bay verleben konnten. Denn so durchwachsen das Wetter am 24.November war, der 25.November begrüßte uns mit Frühsommertemperaturen und sonnigem Wetter.
Von unseren Gastgebern hatten wir den Tipp, Wharariki Beach mit seinen Felsformationen ( ihr Stichwort: „Windows 10“ Bildschirmschoner ) zu besuchen. Bei Flut ist der Strand unzugänglich, bei Ebbe ein Strandläufer-Eldorado mit seiner Felsenskyline.
Als wir vormittags ankamen, war gerade Flut und wir schauten in das wirbelnde Wasser. Die Wellen schickten ihre Gischt fast hoch zur Felsterrasse, auf der wir standen. Am Nachmittag besuchten wir den Strand ein zweites Mal, als er zur Ebbe begehbar war.
↑ Tōrea pango – Haematopus unicolor -Neuseeländischer Austernfischer - Variable oystercatcher
Endemic - Endemisch NZ
Am Morgen unseres ersten Tages an der Golden Bay gingen wir
nochmal zum Strandübergang, an dem wir am Vortag den weitläufigen Strand
betreten und die Caspian Tern ( Raubseeschwalbe) gesehen hatten. Heute Morgen
bot sich ein anderes Bild. Jetzt war Flut und die See bedeckte den gesamten
Strand. Am Spülsaum hatten sich Treibholzskulpturen angesammelt, die Freude
jedes Vintageladens für Touristen wären. Dazwischen waren Austernfischer im
Paarlauf unterwegs. Wir beobachteten das später nochmal an der Küste der
Nordinsel. Es könnte sich dabei um ein Balzritual handeln.
Im kleinen Ort Collingwood sollte unsere Tour zu den Gannets
starten. Wir sahen uns daher schon mal hier um und hatten einen kleinen Lunch.
Eher funktionale Gebäude säumten die Hauptstraße, als einziges historisches
Gebäude in dieser Häuserzeile fiel uns das Post-Office auf. Collingwood (
nach einem Baron Collingwood ) , früher Gibbstown, wurde gegründet, als Goldsucher
in den 50iger Jahren des 19.Jahrhunderts in das Mündungsgebiet des Aorere-River
strömten. Die Gegend erlebte einen nie geahnten Boom. Ob daher der Name „Golden
Bay“ herrührt, ist nicht gesichert. Leider brannte der Ort 1859, 1903 und 1967
nieder und wurde immer wieder neu aufgebaut.
↑ Kawaupaka – Microcarbo melanoleucos – Australische Kleinscharbe – Little shag
Native - Einheimisch
Wir hatten noch Zeit.
Deshalb zog es uns wieder einmal an den Strand, wie immer gab es auch etwas zu
entdecken, wie diesen Little Shag.
Vor dem Büro von Farewell Spit Eco Tours wartete bereits dieser hochrädrige rote Allradbus, um mit uns auf Abenteuertour zu gehen. Wir fühlten uns dabei an die Tour mit dem hochrädrigen Offroad-Bus im Donana-Nationalpark am Atlantik im April 2022 erinnert. Seinerzeit hatte Neuseeland noch in ferner Ferne gelegen, mit der Hoffnung, dass es in dem Jahr klappen könnte. Die Tour zu den Gannets war dabei Teil der Reiseplanung. Und jetzt waren wir hier vor Ort und würden in einer halben Stunde die Dünenlandschaft des Farewell Spit und ihre Vogelwelt erkunden.
Die rote Markierung in der Karte zeigt die schmale Landzunge des Farewell Spit. Wir fuhren an der Westseite entlang bis auf Höhe des Leuchtturms. Der Spit entstand durch Strömung und Wind. Ähnliche Dynamiken sind zum Beispiel an der Ostseeküste am Darß zu beobachten.
Unsere Fahrt führte an der Ostseite der Küste entlang. Inzwischen zog sich das Meer zurück, die Ebbe hatte eingesetzt. Zahlreiche Seevögel und auch diese Trauerschwäne nutzten die Zeit zur Nahrungssuche. Der Bus hatte die Genehmigung, vom Haupt- und Wanderparkplatz an der Ostseite des Farewell Spit aus ein kleines Stück an der Küste entlang zu fahren. Erstmal stoppten wir, um übers Watt zu schauen, wo jetzt einiges los war. Danach fuhren wir quer über die Halbinsel auf die Westseite der Halbinsel.
↑ Kakīānau – Cygnus atratus – Trauerschwan – Black Swan
Native – Einheimisch
↑ Kuaka – Limosa lapponica – Pfuhlschnepfe – Bar-tailed godwit
Native – Einheimisch
↑ Päpaka – Tunnel-Schlammkrabbe –Austrohelice crassa – Tunneling Mud Crab
Endemic - Endemisch NZ
Auf dem Watt entdeckten wir eine Krabbe.
Die Fahrt auf der Westseite des Farewell Spit führte durch Priele und teilweise tieferen Sand. Teilweise blies auch ein forscher Wind den Sand vor sich her. Am Himmel jagten Wolken dahin und ballten sich zusammen. Gerade als wir ausstiegen, um die letzten 500 Meter zur Gannet Kolonie zu laufen. Sturm, Sonne, Hagel und Regen innerhalb von 15 min.
↑ Tākapu – Morus serrator – Australischer Tölpel –Australasian gannet
Native – Einheimisch
Die Austral Tölpel kolonie kurz hinter dem Leuchtturm ist die jüngste Basstölpelkolonie auf dem neuseeländischen Festland. Im Gegensatz zu anderen Kolonien, die sich normalerweise auf hohen Felsen befinden, liegt diese Kolonie auf dem Sand, fast auf Meereshöhe. Das ist vielleicht nicht die beste Idee im Hinblick auf den steigenden Meeresspiegel und Sturmfluten, aber es ist ein praktischer Ort für sie, um zu fischen und ihre Jungen aufzuziehen. Sie ist außerdem die am schnellsten wachsende Basstölpelkolonie in Neuseeland.
↑ Tākapu – Morus serrator – Australischer Tölpel –Australasian gannet
Native – Einheimisch
WIr standen also im Wasser und fotografierten und filmten. Der Wind war recht stark und die Tölpel ruderten teils dagegen an, teils ließen sie sich dann emportragen, sie tanzten mit dem Wind und nutzten ihn aus. Ein Großteil saß am Boden, auf ihren Nestern und viele hatten die Köpfe unter die Flügel geschoben und schliefen, andere schauten nach oben oder begrüßten ihre Partner, die wieder gelandet waren. Einige flogen auf uns zu und schienen uns aus ihren dunklen Augen in der Gesichtsmaske direkt anzuschauen, dann drehten sie wieder ab. Offenbar, so genau lässt sich das nicht sagen, fühlten sie sich durch uns nicht bedroht. Wir standen ja auch als schwerfällige Erdlinge fest im Schlick und gaben vielleicht für sie kein so eindrucksvolles Bild ab. Oder sie waren einfach Touristengruppen gewohnt und wir hielten auch die notwendige Distanz.
Nach diesem Erlebnis liefen wir wieder zurück zum Bus und trockneten da unsere Füße. So im Wind und Graupelschauer zu stehen, mit den Füßen im Wasser, die Gannets über uns, war ein besonderes Erlebnis. Dass wir bei diesen Wetterbedingungen als kleine Gruppe die Einzigen dort waren, gab der Exkursion ihre besondere Würze.
Danach ging es zu einer Teepause zum Leuchtturm bzw. zu einem der Gebäude zwischen Bäumen unterhalb des Leuchtfeuers.
Erstmals wurde 1870 ein Leuchtturm an der Stelle errichtet, da die Sandbank für Schiffe das Risiko barg, aufzulaufen und zu stranden. Die witterungssensible Holzkonstruktion wurde bereits Ende des 19. Jahrhundert durch eine Stahlkonstruktion ersetzt. Am Fuß des Leuchtturms steht das ehemalige Leuchtturmwärterhaus. Es beherbergt ein kleines Museum über die technische Entwicklung und schildert die Herausforderung, die Öllampe im Turm zu betreuen und am Leuchten zu halten und die Einsamkeit auf diesem Posten. Erst seit den 1930iger Jahren wurde das Leuchtfeuer durch einen Dieselgenerator betrieben. Seit den 1960iger Jahren bekam das Leuchtfeuer einen Stromanschluss. Seit 1984 wird es von Maritime New Zealand in Wellington aus gesteuert. Der Leuchtturm ist für die Öffentlichkeit nicht zugänglich.
↑ Kāruhiruhi – Phalacrocorax varius – Elsterscharbe – Pied shag
Native – Einheimisch
Am Strand lungerten zwei Elsterscharben herum.
Auf der Rückfahrt wechselte die Wolkenstimmung minütlich. Den Baum oder was davon übrig war, sahen wir schon von weitem wie eine Skulptur auf bzw. im Sand liegen. Woher er wohl angeschwemmt wurde. Und was verbarg der Sand sonst noch unter sich?
Bevor wir wieder auf die Ostseite des Spit wechselten, gab es einen Abstecher an die Steilküste, wir konnten uns hier noch kurz umschauen. An den Klippen und vorgelagerten Felsen konnte man gut die Sedimentschichten mit den Muscheleinschlüssen sehen.
↑ Tikaokao – Callipepla californica – Schopfwachtel – California Quail
North American introduced – eingeführt und eingebürgert
Im Garten unseres B&B liefen Schopfwachteln umher.
↑ Pīkao – Pavo cristatus – Blaue Pfau – Peafowl
Uncommon Asian introduced – eingeführt und eingebürgert
Am nächsten Morgen gönnten wir uns erst einmal eine Kaffeepause im chillig- pittoresken Archway Cafe‘ mit seinem sich prominent präsentierenden Pfau.
Von hier aus starteten wir zu unserer Wanderung zum Whakariki Beach. Am Weg sahen wir dann Pukekos, auf den Wiesen suchten Singdrosseln und Goldammern Futter.
Lerchen waren am Boden und in der Luft unterwegs.
↑ Pukeko – Porphyrio melanotus –Purpurhuhn – Pukeko
Native – Einheimisch
Manu-kai-hua-rakau – Urdus philomelos –Singdrossel – Song thrush
European introduced – eingeführt und eingebürgert
↑ Hurukōwhai – Alauda arvensis – Unterart Calignosa - Goldammer – Yellowhammer
European introduced – eingeführt und eingebürgert.
Kairaka –Sturnus vulgaris – Feldlerche – Eurasian skylark
European Introduced – eingeführt und eingebürgert
Unsere erste Wanderung zum Whakariki Beach am Vormittag führte an einem kleinen Binnensee mit verschiedenen Entenarten entlang. In den Bäumen über uns hing ein Silvereye im Geäst. Am Weg flatterte ein Schmetterling vor uns her und ließ sich immer wieder nieder. Dann liefen wir über Schafweiden.
↑ Schmetterling – Butterfly
↑ Tauhou – Zosterops lateralis – Graumantelbrillenvogel – Silvereye
Native – Einheimisch
↑ Pāpango – Aythya novaeseelandiae – Maori-Ente – New Zealand scaup
Endemic – Endemisch NZ
↑ Pūtangitangi – Tadorna variegata – Paradieskasarka – Paradise Shelduck
Endemic – Endemisch NZ
Schon von weitem hörten wir das Meer und sahen diese wahrhaft traumhafte Kulisse. Wir hätten uns wohl kaum gewundert, hätten wir Käptn Cooks Endeavour mit vollen Segeln am Horizont hinter den Felsentoren gesehen, und sei es nur als Filmset.
Dann führte ein kleiner Pfad durch ein Wäldchen und leicht bergab zu einem Felsplateau oberhalb der Flutkante.
Am Nachmittag zog es uns wieder zum Strand. Bei Ebbe konnten wir von der anderen Seite auf der weiten Sandfläche entlanglaufen, der Wind wehte den Sand in Mustern über den Strand, von hier aus sahen die Archways aus wie die Skulpturen zweier riesiger afrikanischer Elefanten, Elefanten beim Bad.
Das Meer hatte sich zurückgezogen, aber noch nicht weit genug. Aber eine der Höhlen am Strand konnten wir begehen. Es war einfach – wie heißt es so schön auf englisch: „Amazing“.
Nach der Wanderung über den Strand entlang mehrerer Naturpools ging es steil hoch zu der Plattform, auf der wir am Morgen gestanden hatten. Die beiden Fotos zeigen Zusammengehörigkeit und Gegensatz am genau selben Standort.
↑ Lepus europaeus– Hase– European hare
European introduced – eingeführt und eingebürgert.
Hasen sind leicht von Kaninchen zu unterscheiden. Sie sind viel größer, haben lange, schwarz gespitzte Ohren und eine große, muskulöse Hinterhand. Hasen sind meist braun gefärbt, mit einem helleren braunen Bauch. Der Schwanz ist auf der Oberseite schwarz und auf der Unterseite weiß. Die Vorderbeine sind etwa halb so groß wie die Hinterbeine und wirken im Vergleich dazu unterentwickelt.
Hasen sind in der Regel Einzelgänger und leben oberirdisch, während Kaninchen in großen Gruppen leben und gewöhnlich unter der Erde nisten. Sie sind in den meisten Weide- und Graslandgebieten Neuseelands zu finden und ernähren sich von zahlreichen Pflanzenarten. Sie sind hauptsächlich nachtaktiv; tagsüber kauern sie in einer "Form", einer ovalen Vertiefung in der Vegetation oder im weichen Boden.
↑ Kawaupaka – Microcarbo melanoleucos – Australische Kleinscharbe – Little shag
Native - Einheimisch
Im Abendlicht fuhren wir zurück. Zwei intensive Tage an der Golden Bay hatten sich weitaus länger angefühlt. Am nächsten Tag sollte uns unsere Fahrt zurück über den Takaka Hill und bis nach Picton führen. Dann würden wir mit der Überfahrt auf die Nordinsel ein ganz neues Kapitel unserer Reise beginnen.