Etappen Nordinsel
Napier
REISEBERICHT
03. - 06. Dezember – Napier
An der Ostküste der Nordinsel
Auf dem Weg zu unserem Quartier in der Umgebung von Napier
durchfuhren wir das namhafte Weinanbaugebiet. Zahlreiche Weingüter, in modernen
und mediterranen Stil erbaut, warben um Gäste. Unsere Interessen waren
allerdings andere. Ein Stadtbummel durch Napier und Wanderung zum städtischen
Aussichtspunkt über den Dächern der Stadt gehörte dazu. Napier war nach einem
Erdbeben im Art Deco Stil wieder aufgebaut worden und ist Ziel von
Kreuzfahrtschiffen, seine Küstenpromenade wird von zahlreichen Cafés und
Restaurants gesäumt. Am zweiten Tag in der Gegend ging es entlang der Küste,
wir wollten den einen und anderen Strand und seine gefiederten Bewohner
entdecken. Wir mussten uns hier etwas mühen, aber letztlich entdeckten wir mit
dem Watangi Regional Park ein kleines Naturparadies direkt hinter der Durchgangsstraße,
das durch lokale Initiativen vor etlichen Jahren neu angelegt worden war. Der Waitangi Regional Park verbindet die
Flüsse Tukituki, Ngaruroro und Tūtaekurī, und die Küstenschutzgebiete und
umfasst eine Fläche von 300 ha entlang eines etwa 5 km langen, schmalen
Küstenstreifens. Die Renaturierung soll wenigstens zu einem Teil den Prozess
der letzten 50 Jahre abmildern, als in dem Gebiet zahlreiche Staudämme und
Pumpstationen errichtet wurden, um weite Landstriche zwischen Napier und
Hastings vor Hochwasser zu schützen und zu entwässern. Erst 2019 wurde das 15
Hektar große Horse-Shoe – Wetland fertiggestellt, das unmittelbar an einen
Skulpturenkreis im Maoristil
anschliesst. Dieser stellt einen Sternenkompass,
Ātea a Rangi dar. Er ist prägnantes Eingangstor des Regionalparks und soll laut
Infobroschüre an die Navigationsfähigkeiten der Maori und auch der ersten
Siedler der Pakeha erinnern. Denn sie landeten in dem Gebiet seinerzeit mit
ihren Kanus und Schiffen an. Hier gingen
wir also auf unsere eigene Erkundungstour und machten einige erfreuliche
Beobachtungen.
↑ Makipai – Gymnorhina tibicen – Flötenkrähenstar – Australian magpie
Australian Introduced – eingeführt und eingebürgert
1874 zur Insektenbekämpfung eingeführt, herrscht die Weißrückenform in Neuseeland vor. Diese Morphe war ursprünglich zunächst in Südostaustralien und Tasmanien beheimatet. Flötenkrähenstare/Magpies bevorzugen offene Weideflächen mit hohen Bäumen in der Nähe, um dort zu nisten und zu rasten. Sie sind in der Nähe von Ackerland, Buschrändern, Gärten und in städtischen Gebieten wie Schulen, Parks und Flughäfen zu finden.
Auf der Fahrt nach Napier machten wir Mittagspause in Woodville. Hier fiel uns diese Inschrift auf. Das Atelier des in Pilsen/Böhmen geborenen Malers Gottfried Lindauer ist heute ein Museum. Lindauer wanderte 1874 in Neuseeland ein und erarbeitete sich einen Ruf als Portraitmaler. Auch Maorikultur und Natur interessierten ihn sehr und fanden Eingang in sein Werk. Er portraitierte eine Reihe hochrangiger Maoris in ihrer Tracht mit Statussymbolen ihrer Kultur.
Zu diesen Statussymbolen zählten auch die Huia Federn. Dies war einer der Faktoren, neben Entwaldung und Verlust des natürlichen Habitats , der zum Aussterben der Huias führte.
Zu diesen Statussymbolen zählten auch die Huia Federn. Dies war einer der Faktoren, neben Entwaldung und Verlust des natürlichen Habitats , der zum Aussterben der Huias führte.
Eine Tafel im Lindauer Museum erinnert an das Verstummen der Wälder. Mit den Bäumen verschwanden die Vögel, allen voran der Huia.
Im Wortlaut steht da:
Those beautiful birds: Four huia were seen in the Manawatu gorge as late as 1900 and they were also noticed in plentiful numbers before that on Whariti peak.In the bush were also tuis, kakas, parakeets, grey warblers, fantails and pigeons.There were grey ducks in large flockson the stream and lagoons and wekas and rurus were heard in every direction at night.But so many trees were being cut down to make way for settlement: In this area the kawa, rimu, matai, white pine, miro, pukatea, rata, honeysuckle,maire, totara, tawharo, hinau and titeki were disappearing.And the Huia were prized for their feathers. AT this rate it was inevitable, that these beautiful birds would disappear and they were declared extinctin 1907.
„Diese schönen Vögel: Noch um 1900 wurden vier Huia in der Manawatu-Schlucht gesichtet, und auch davor wurden sie in großer Zahl auf dem Whariti-Gipfel beobachtet.Im Busch gab es auch Tuis, Kakas, Sittiche, Grasmücken, Fächerschwänze und Tauben.Auf dem Fluss und in den Lagunen waren Grey ducks in großen Schwärmen zu sehen, und nachts hörte man in allen Richtungen Wekas und Rurus.Aber es wurden so viele Bäume gefällt, um Platz für Siedlungen zu schaffen: Kawa, Rimu, Matai, Weißkiefer, Miro, Pukatea, Rata, Geißblatt,maire, totara, tawharo, hinau und titoki verschwanden.Und die Huia wurden wegen ihrer Federn geschätzt. Bei diesem Tempo war es unvermeidlich, dass diese schönen Vögel verschwinden würden, und sie wurdenim Jahr 1907 für ausgestorben erklärt.“
Huia Heteralocha acutirostris
Exinct – Ausgestorben
↑ Pīwakawaka – Rhipidura fuliginosa – Neuseelandfächerschwanz – New Zealand fantail
Endemic – Endemisch NZ
Fantails begegneten uns
während der Reise immer wieder. Und jedes Mal entzückten uns diese flinken
kleinen Vögel mit drolligem Gesichtsausdruck und meist herabhängenden Flügeln.
Doch man unterschätze niemals einen Fantail. Er ist der kleine Krieger im
Gesträuch, zielsicher im Insektenfang.
↑ Tauhou – Zosterops lateralis – Graumantelbrillenvogel – Silvereye
Native – Einheimisch
Der Garten unseres
Bed&Breakfast tummelte sich eine Familie von
Graumantelbrillenvögeln/Silvereyes mit Jungen.
Napier wird auch von
Kreuzfahrtschiffen angelaufen, zusätzlich fielen uns die zahlreichen Baumstämme
auf, die aus Plantagenanbau stammen. Es gibt viele Plantagen im Norden der
Südinsel und auf der Nordinsel. Bäume wachsen in ca. 20 Jahren zum Nutzwald
hoch, dann wird die ganze Parzelle abgeholzt, was eine Brache mit Baumstümpfen
hinterlässt. Monotonie der Baumreihen steht neben abrasierten Hängen. Trotzdem
sind wir bei der Thematik ratlos. Denn das Abholzen ursprünglicher Wälder ist
natürlich ökologisch noch verheerender. Mit diesen Gedanken liefen wir weiter
entlang der sonntäglich belebten Uferpromenade.
↑ Kererū aropari – Columba livia – Felsentaube/Straßentaube – Rock pigeon
European introduced – eingeführt und eingebürgert.
Entlang der Uferstraße zieht sich eine Steilwand, deren Untermieter einen tollen Rundumblick hatten. Hier wohnten die Felsentauben.
↑ Maina – Acridotheres tristis – Hirtenmaina – common myna
Asian introduced – eingeführt und eingebürgert.
Hirtenmainas begegneten uns
ab hier regelmäßig. Anpassungsfähig, gefräßig und überall. Sie wurden
ursprünglich zur Insektenbekämpfung in Neuseeland eingeführt, entwickelten sich
allerdings zur „Waffe“ gegen andere Vogelarten, in Konkurrenz um Bruthöhlen und
teilweise als Bedrohung für Nester und Jungen, daher haben sie es auf die Liste
der 100 invasivsten Arten der Welt geschafft.
↑ Pōhutukawa – Metrosideros excelsa– Eisenholzbaum– New Zealand's Christmas tree
Native – Einheimisch
Überall leuchtete es rot. Die New Zealand Chrismas Trees hatten ihre roten runden Blütenpuschel angelegt und strahlten bereits in voller Pracht, der künstliche Weihnachtsbaum in der Fußgängerzone brauchte hingegen Assistenz, um mit roten und goldenen Kugeln zu glänzen.
Wir liefen aus der
Innenstadt hügelan durch ruhigere Wohnviertel mit Gärten ( das mittlere Bild
austauschen gegen das, was wir von Dir in der ruhigen Straße gemacht haben ,
dann die Plätze tauschen )
Oben auf dem Hügel begegneten wir erneut dem Huia. Dieser besondere Vogel ist in der Erinnerung wirklich omnipräsent. Am Horizont sahen wir die Klippen des Cape Kidnapper, eine Küstenlinie, die von weitem an die der Halbinsel Mönchsgut auf Rügen erinnert.
Der Huia wird häufiger auf Bildern verewigt, da er eine
auffällige Erscheinung und ein sehr schöner Vogel war , war, denn leider ist er
seit Anfang des 20.Jahrhundert aus Neuseelands Landschaften verschwunden.
Genetische Untersuchungen deuten darauf hin, dass die
historische Population der Huia zwischen 34.000 und 89.000 Vögeln lag;
wahrscheinlich war sie vor der Besiedlung durch den Menschen höher.
Die letzte anerkannte Sichtung stammt aus dem Jahr 1907,
aber es ist wahrscheinlich, dass es bis in die 1920er Jahre hinein einige Huia
gab.
Die Maori benannten den Vogel nach seinem lauten Ruf,
einem uia, uia, uia ähnlich. Der Huia war ein elsterngroßer, schwarz
glänzender Vogel. Im frischen Gefieder glänzten die schwarzen Federn in einem
metallischen Grün und Blauviolett. Die langen schwarzen Schwanzfedern hatten
prägnante weiße Spitzen, die sich einem prägnanten weißen Band quer über die
Schwanzspitze zogen. Diese Schwanzfedern galten für Angehörige der
Maori-Oberschicht als Statussymbol, was als ein Faktor zum Aussterben der Art
beitrug. Der Schnabel war blass elfenbeinfarben und an der Basis bläulich-grau,
an der Schnabelöffnung gelb. Bei den Schnäbeln zeigten Huias einen starken
Unterschied zwischen den Geschlechtern: Bei den Weibchen war der Schnabel lang,
feiner und gebogen und 85-104 mm lang; der schwerere, weniger gebogene
Schnabel des Männchens 54-60 mm lang. An der Basis jeder Schnabelseite wuchs ein
leuchtend orangefarbener oder gelblich-ovaler, fleischiger Kehllappen von bis
zu 24 mm mal 16 mm, was dem Vogel den deutschen Namen Lappenhopf eintrug. Die langen
Beine waren bläulich-grau. Jungvögel waren braunschwarz mit weißem Schwanzband,
das mit zunehmendem Alter weißer wurde, und weißen fleischigen Kehllappen, die
mit zunehmendem Alter orange wurden.
Sie gehörten zu der auf Neuseeland endemischen Vogelfamilie
Callaeidae, zu der auch die auf der Nord- und Südinsel vorkommenden Saddlebacks
(Tieke) gehören.
Vom Bluff Hill Lookout
sahen wir hinunter zum Hafen. Von hier aus stiegen wir über zahlreiche
Treppen hinunter zur Küstenstraße und liefen zurück zu unserem Auto, das wir am
Spriggs Park unter Bäumen geparkt hatten.
↑ Kahuku – Danaus plexippus – Monarchfalter Monarch – Butterfly
American introduced – eingeführt und eingebürgert
↑ Kawaupaka – Microcarbo melanoleucos – Australische Kleinscharbe – Little shag
Native - Einheimisch
Der Kreis der Stelen, die zusammen den Sternenkompass symbolisieren, überblickt die Küstenlinie und das Flußdelta von Tutaekuri – und Ngaruroro River, hier und im benachbarten Naturschutzgebiet gingen wir auf Erkundungstour. Trotz der stark befahrenen Landstraße oder gerade deshalb tat es gut, in diese Oase mit quakenden Fröschen auf den weitläufigen Wasserflächen hineinzuwandern. Wir hatten den Weg praktisch für uns alleine.
Auch am Flußufer war einiges los: Stelzenläufer beobachteten
uns wachsam. Und die Rotschnabelmöve inspizierte gerade einen Fischkopf. Ein
fetter Happen, nun musste sie den richtigen Ansatzpunkt finden, um an die
fleischigen Teile heranzukommen.
Das Süßwasser des Flusses hatte auch Maorimöven
angezogen, sie badeten hier. ↑ Poaka – Himantopus himantopus leucocephalus oder Himantopus leucocephalus – Stelzenläufer/Weißgesichtsstelzenläufer – Pied stilt or Black-winged stilt
Native - Einheimisch
↑ Tarāpunga – Chroicocephalus novaehollandiae scopulinus – Rotschnabelmöwe/Weißkopflachmöwe – Red billed gull
Native - Einheimisch
↑ Tarāpuka – Chroicocephalus bulleri – Maorimöwe – Black-billed gull
Endemic - Endemisch NZ
↑ Frosch – Frog
↑ Waru – Hirundo Neoxena – Willkommens-Schwalbe – Welcome swallow
Native – Einheimisch
↑ Pukeko – Porphyrio melanotus –Purpurhuhn – Pukeko
Native – Einheimisch
Auf dem vorgelagerten breiten Kiesstrand waren die Doppelband-Regenpfeifer trotz ihrer markanten Streifenoptik gut getarnt. Wenn sie verhielten, aufgerichtet aufmerksam ihre Umgebung musterten, hoben sie sich nur wenig von ihrer Umgebung ab. Nur der kleine Schatten und die Bewegung wiesen auf die Existenz der zierlichen Vögel zwischen den gar nicht so kleinen Kieselsteinen hin. Dann liefen sie wieder einige Trippelschritte. Auf den Fotos erkennt man feine Unterschiede, die drei Bilder oben zeigen die adulten Vögel, wo das rotbraune Brustschilf und der schwarze Halsstreifen deutlicher und stärker ausgefärbt sind. Darunter handelte es sich wahrscheinlich um einen noch nicht voll ausgefärbten jungen Doppelband-Regenpfeifer.
↑ Pohowera – Charadrius bicinctus – Doppelbandregenpfeifer – Banded dotterel
Endemic – Endemisch NZ
Als wir die Fotos am Bildschirm auswerteten, entdeckten wir unter den Doppelband-Regenpfeifern eine weitere Regenpfeiferart: Einen Schwarzstirnregenpfeifer. Erkennbar am roten Schnabel mit schwarzer Spitze, dem feinen roten Augenring und an einem feinen schwarzen Strich, von der Augenpartie zum Nacken hin. Der Oberkopf ist weiß, die Stirn schwarz, über die Brust zieht sich ein schwarzes Dreieck. Schwarzstirnregenpfeifer. kommen hauptsächlich in den östlichen Tieflandregionen von Auckland bis Southland vor, vor allem in Hawke's Bay, Wairarapa, Canterbury und Otago; außerdem in Manawatu und am Tokaanu (Lake Taupo). Die Art wanderte in den 1950er Jahren von Australien aus in Neuseeland an, mit ersten Nachweisen aus Hawke's Bay (1954), also in dem Gebiet bei Napier, wo wir dieses Exemplar beobachten durften.
↑ Elseyornis melanops – Schwarzstirnregenpfeifer – Black-fronted dotterel
Native - Einheimisch
Nach einer Mittagspause
fuhren wir weiter zum Cape Kidnappers und schauten uns hier um. Eine
Informationstafel hatte von der Gestaltung her etwas von einem Segel an sich,
vielleicht sollte dies an Käptn Cook erinnern, auch die Gannets und die Kraft
des Meeres waren Thema und Motiv.
↑ Tara – Sterna striata – Taraseeschwalbe – White fronted tern
Native – Einheimisch
Auf der anderen Seite von
Cape Kidnappers liegt Ocean Beach, die Taraseeschwalben flogen in kleinen
Gruppen vor dem Hintergrund des kobaltblauen Wassers im weiten Blau des Himmels
über dem Meer. Mitterweile waren sie bereits zu „alten Bekannten“ geworden.
Ob wir auch ihre kleineren Schwestern, die New Zealand Fairy terns in den
kommenden Wochen sehen würden?
Nach diesen zwei Tagen in und um Napier wurde es für uns Zeit, weiterzureisen. Auf dem SH 5 ging es Richtung Norden, nach Te Puke. Als Zwischenziel hatten wir Rotorua eingegeben, wo wir den Baumwipfelpfad durch den Red Wood Forest besuchten. Diese Giganten unter den Bäumen waren Anfang des 20 Jahrhunderts gepflanzt worden, jetzt überragten sie die Baumfarne und waren stabil genug, ein Netzwerk aus Hängebrücken und Plattformen zu tragen. Die würzige Luft und die zahlreichen Grüntöne boten uns Erholung während der doch nicht ganz unanstrengenden Fahrt. Und auch unser treuer Reisegefährte hatte seine Pause auf dem Parkplatz.
Wir wanderten also über die leicht schaukelnden Hängebrücken und hofften, in dieser Höhe einigen Vögeln wie Tomtits quasi auf Augenhöhe zu begegnen. Naja, es hüpfte der eine und andere Buchfink im Geäst.