Heimaey die bewohnte Insel der Westmännerinseln
Überfahrt zu Heimaey
22.05.2014
Das Fährgebäude ver Fähre Herjolfur
Auch am nächsten Morgen scheint die Sonne und die Luft ist klar. Das
unternehmungslustig geschwungene Dach des Fährgebäudes wirkt fast klein vor der Fähre Herjolfur, die bereits ihre Bugklappe geöffnet hat, um den Strom der Autos und einen Bus zu schlucken.
Auf der Fähre setzen wir uns mit den Ferngläsern gleich aufs Oberdeck. Dann das Ablege- und Wendemanöver. All die Routinen und Rituale, die wir auch auf der (vor Jahren auf der ) Norröna der Fähre von Dänemark nach Island so gerne verfolgt haben.
Diese Fahrt ist dann natürlich mit 30 Minuten ein Bruchteil der Stunden und Tage auf See auf den Islandfahrten 2006 und 2007.
Und es hat nochmal ereignisreiche 7 Jahre gedauert, bis wir diese halbe Stunde zu den Westmännerinseln würden zurücklegen können. Auf der Straßenkarte, die wir 2007 erwartungsfroh und prospektiv gekauft haben, ist Landeyahöfn noch gar nicht eingezeichnet und damals gab es diese kurze Fährverbindung noch gar nicht. Das erklärt auch unsere kleine Irrfahrt vom Vortag.
Doch jetzt sind wir auf Deck und schauen mit den Ferngläsern auf die Wasserfläche, die heute mäßig bewegt ist. Wale sehen wir leider nicht, obwohl es hier viele geben soll. Aber dafür die bereits vertrauten Bekannten: Ein Eiderentenpaar in Hafennähe, dann Gryllteiste, Papageientaucher, Lummen.
Eissturmvögel tanzen über die Wellen. Da , ein dunkler Schatten, eine Skua, die Raubmöve patroulliert über dem Meer. Und auch Sturmtaucher sehen wir kurz.
Hafeneinfahrt von Heimaey, links der Hafen
Dann kommt, nachdem wir Ellidaey zur Linken passiert haben, Heimaey rechts vor uns in Sicht. Die Felswände fallen steil ab ins Meer, darüber grasbewachsene Berge, Schafe weiden unbekümmert und halsbrecherisch im Rasenhang mit seinen 40 % Steigung. Eines scheint sich dabei tatsächlich verstiegen zu haben. Ob es wieder hochklettern konnte, wissen wir heute noch nicht. Denn das Schiff biegt nach rechts in die Hafenbucht von Heimaeys Hafen ein. Linkerhand schiebt sich eine vulkanische Landzunge ins Meer und bildet eine Art natürliche Mole. Wäre der Lavastrom 1973 nicht gestoppt worden, wäre der Zugang zwischen Hafen und Meer versperrt.
Trottellummen [Uria aalge] an der
Hafeneinfahrt
Die ersten Papageitaucher [Fratercula arctica]
an der Hafeneinfahrt"
Willkommen auf den Westmännerinseln
Hier schwimmen, laufen und schlafen wir auf dem Vulkan. Denn Heimaey gehört zu einem weitreichenden Archipel von vulkanischen Inseln und Inselchen. Das großenteils submarine Vulkansystem misst in der Länge etwa 38 km, in der Breite 30.km mit - je nach Autor - 15 bis 18 Inseln und etwa 30 Schären. Von oben erkennt man, dass sie einen Ring bilden, an dem man die gigantischen Ausmaße eines urzeitlichen Vulkankraters ermessen und ablesen kann.
Auf den Westmännerinseln
1963 hatte es in diesem Archipel einen Vulkanausbruch und ein Seebeben gegeben, weit draußen vor Heimaey. In der Folge erblickte binnen weniger Tage in einer Folge von Erdwehen ein Inselchen das Licht der Welt und der Öffentlichkeit:. Surtsey.
Die frischgeborene Insel, die nackt und ohne jede Vegetation im Meer schwamm, wurde zum Liebling von Vulkanologen, Geologen, Biologen. Sie sperrten die neugeborene Insel ab und erklärten sie zum Forschungsgebiet und – objekt. Welche Samen würde der Wind dorthin tragen, würden sie keimen, ja, und wenn: welche Pflanzen würden dann mit Glück dort Wurzeln schlagen? Welche Seevögel sich niederlassen. Die Forscher mussten selbst darauf achten, keine Samen, etwa an den Schuhsohlen, einzuschleppen, um das Experiment „Evolution“ nicht zu gefährden. Surtsey blieb von Menschen weitgehend unberührt, bis eben auf jene weißgekleideten Leute, die aber abends wieder die Insel verließen.
Der Hafen von Heimaey
Die einzige von Menschen bewohnte Insel des Archipels ist Heimaey. Bis 1973 war diese Insel ein ruhiger Platz.
Der Vulkan Eldfell erwachte am frühen Morgen des 23.1.1973 aus Jahrtausende währendem Schlummer und weckte durch sein Grollen auch einen kleineren Nachbarvulkan Helgafell – genauer genommen entstanden die Vulkankrater während der Eruption aus der Magmakammer, auf der Heimaey lagert wie auf einem Pulverfass. Wo jetzt der Helgafell liegt, gab es damals nur eine harmlose Wiese, wo nichts auf die Kräfte unter ihr hinwies. Diese Wiese wurde komplett hochgerissen und aufgespaltet und heute betritt der Besucher eine Mondlandschaft, in der es immer noch unterirdisch brodelt und man Lavabrot in der Hitze backen kann.
Die Geschichte begegnet einem auf Schritt und Tritt und jetzt seit Mai 2014 auch durch ein neues Museum, das Eldfell - Museum. Hier im Zentrum der Ausstellung das akribisch freigelegte Haus Gerdisbraut 10 mit Wäsche an der Leine und Mobiliar. Für uns ist das Gefühl beruhigend, dass bei dieser ganzen Vulkandramatik die Bewohner dieses Hauses sich in Sicherheit bringen konnten. Sonst würde es uns schwerfallen, über die Lavafelder zu laufen, unter denen immerhin ein Drittel der damaligen Häuser begraben wurde. Und auch an den Häusern und Grundstücken, die heute noch stehen, sind die damaligen Beschädigungen noch ablesbar.
Die Vulkane und ihre Geschichte und auch die Routen zu den Kraterrändern hat die deutsche Vulkanologin Sonja Lenz erforscht. Sie bringt auch heute Naturbegeisterten die Insel auf Wanderungen nahe¹.
Da wir noch vor der eigentlichen Saison dort waren, haben wir uns noch nicht persönlich kennengelernt. Aber die Tipps waren sehr hilfreich. Wir lernten durch sie das Guesthouse Eyamindyr und Ruth kennen. Hier haben wir zwei Tage und drei Nächte verbringen können, da Zelt und Mietwagen auf dem Festland am Hafen bleiben mussten.
So ziehen wir an einem windigen Maimorgen unsere Koffer hügelaufwärts, bis wir vor einem freundlichen Eckhaus an der Faxastigur ( dt. Mähnenweg ) mit Baum davor stehenbleiben und in unseren Routenplaner gucken. Hier müsste es sein. Als eine freundliche Frau vor die Tür tritt, sprechen wir sie auf Englisch an und sie antwortet auf Deutsch, als sie merkt, dass wir nicht vom dänischen Fernsehen kommen, sondern die Gäste aus Deutschland sind. Das Filmteam wird auch an dem Tag erwartet. Ruth wird mit ihnen zum Krater hochwandern und dort Vulkanbrot backen.
Wegweiser am Hafen von Heimaey
Zuerst zeigt sie uns aber unser gemütliches Zimmer mit liebevollen Details, die Stores sind mit Puffins Puffins in Stoffarben verziert, es gibt Bilder von Puffins . Da es inzwischen nach mehreren Tagen Sonne recht frisch geworden ist, freuen wir uns darauf, im warmen Bett zwischen Laken zu übernachten,, die im Inselwind an der Leine getrocknet wurden und nach der Sonne und dem Frühling in Ruths Garten hinter dem Haus duften.
Am Nachmittag ist es dann für isländische Verhältnisse frühsommerlich warm. Rings um uns azurblaue See und türkisfarbener Himmel. Am Golfplatz im Süden der Insel halten wir an und genießen das Islandsummerfeeling. Wir rasten mit phantastischem Blick aufs Meer und halten so etwas wie einen Mittagsschlaf, während uns das „Flapp Flapp“ der Wellen in Entspannungsmodus wiegt.
Dreizehenmöwe [Rissa tridactyla]
Auf der Insel überall Austernfischer
[Haematopus ostralegus]
Auf Heimaey